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Ritueller Mord oder Tat geistig Verwirrter?

11. Mai 1999

Reaktionen und Mutmaßungen über den Mord an 89jähriger Frau in Fulda

Am 20. Januar dieses Jahres, vor knapp dreieinhalb Monaten also, wurde in einem Haus am Horaser Weg in Fulda eine 89jährige Frau tot aufgefunden. Sie war offensichtlich Opfer eines Gewaltverbrechens geworden. Sie war brutal zusammengeschlagen worden und hatte schlimme Verletzungen am Kopf und am Körper. Schrecklich war auch die Erkenntnis, daß die Frau offenbar mehrere Tage lang sterbend in ihrem Haus lag und sie keine Hilfe rufen konnte, weil die Täter das Telefonkabel durchgeschnitten hatten. Die Kriminalpolizei Fulda hat mittlerweile aus genetischen Spuren geschlossen, daß es mindestens zwei Täter waren, Männer, deren Spuren auch bei zwei Grabschändungen am Frauenberg gefunden wurden. Nun munkelt man, „Satanisten" oder ähnliche okkulte Gruppen könnten die Mörder der alten Dame sein. Reaktionen von Anwohnern des Frauenberges:

Das Haus der ermordeten 89jährigen liegt oberhalb des Horaser Weges in Fulda; versteckt hinter Bäumen und Büschen sieht man es kaum. Ein serpentinenförmiger Weg, ungepflastert, führt steil den Berg hinauf zur Elisabethenstraße, vorbei an dem Häuschen, das mit seinen nicht lackierten Holzschindeln zwischen schmuckeren Villen ein wenig wie ein Hexenhaus wirkt. Ein Nachbar vor seiner Garage unten an der Straße:

„Die Frau, die  hat ziemlich alleine gelebt und sie war sehr schwerhörig und deswegen hat sie auch keinen Kontakt gepflegt mit den anderen Leuten"

Ab und zu kümmerte sich ihr Neffe um sie und kaufte für sie ein.

"Sie hat immer wieder mal, auch ihrem Neffen angeblich  erzählt, daß sie wieder mal Besuch hatte, daß wieder mal welche in der Wohnung drin waren. Und die haben aber generell nur Möbel durchgesucht, und so weiter, Jugendliche, aber daß sie da belästigt worden wäre, und so weiter, das hat sie nie gesagt"

Ob das die gleichen Personen waren, die im Dezember schon einmal in das Haus einbrachen, und die dann im Januar die Frau brutal zusammenschlugen und hilflos sterben ließen, weiß man nicht. Eine kleine, zierliche Frau sei sie gewesen, sagt der Nachbar. Fünf Tage lang - von Samstag bis Mittwoch - lag sie sterbend in ihrem Haus. Erst dann wurde sie entdeckt. Zwei Tage davor, so der Nachbar, rief jemand bei seiner Frau an, der unter fadenscheinigen Vorwänden etwas über das Haus der alten Dame wissen wollte. Vermutlich war das einer der Täter, der wohl wissen wollte, ob sein Opfer schon gefunden worden war. Hat er nach dem Mord Angst?

„Daß Grabsteine umgestoßen werden und so weiter, das passiert überall, da kann man nicht sagen, jetzt ziehe ich einfach hier weg - aber daß ich jetzt in der Gegend Angst hätte oder was: Das ist nicht der Fall."

Das Haus sei schon wieder verkauft, sagt er. Andere Bewohner des Viertels:

„Das war eine alte Frau, die hätte nicht alleine wohnen sollen. Das sind meine Gefühle: Daß da jeden Tag jemand hätte kommen sollen und gucken. Ich mache die Tür nicht auf, und die Tür ist gut verschlossen!" "Sowas ist schon erschütternd für die Gegend hier und es sind doch sehr viele Senioren, die das beängstigt in Zukunft, wenn hier praktisch diese Sicherheit nicht gewährt ist und wir müssen eigentlich ein Riesenkompliment machen der Fahndungsbehörde, die jetzt doch schon in Details reingegangen ist und schon sehr, sehr viel geleistet hat. Das beruhigt uns wieder dann!"

Schon bevor der Heilige Bonifatius 744 nebenan das Kloster Fulda gründete, war der Frauenberg bewohnt. Bonifatius selbst hielt sich oft dort auf. Ein eng mit dem Katholizismus verbundenes Viertel. Tagsüber zieht der Frauenberg mit dem Franziskanerkloster viele Spaziergänger an - nachts ist es hier unheimlich. Der Kalvarienberg - Golgatha, dem Kreuzigungsort Christi, nachempfunden, mit Jesus und den beiden Schächern am Kreuz, wurde vor vier Jahren von Rowdies verwüstet - mehrere 100.000 Mark Schaden. Regelmäßig treffen sich hier dunkel gekleidete Leute, sogenannte Megalisten, zu ihren Riten, die sich auf keltische Wurzeln berufen. Auch sogenannte „Satanisten", hat die Kripo in Fulda beobachtet. Der Sektenbeauftragte des katholischen Bistums Fulda, Pfarrer Ferdinand Rauch, warnt aber: Bisher ist nicht erwiesen, daß wirklich okkulte Gruppen den Mord an der 89jährigen begangen haben. Satanisten etwa hinterlassen oft irgendwelche Zeichen am Tatort - etwa das umgedrehte Wort für „Amen" - „Nema" - so etwas findet sich nicht in dem Mordhaus.

Mit Ausnahme einiger Brandspuren, die rings um die Stelle, an der die Frau zusammengeschlagen wurde, zu sehen sind. Ihr Neffe ließ das Team eines privaten Fernsehsenders in dem Haus filmen. Dort sah es noch so aus wie nach der Entdeckung der Tat; Blutflecken und Brandspuren waren noch zu sehen. Gegenüber dem Sender meinte der Neffe, daß viel dafür spricht, daß die Brandspuren rituellen Charakters sind - denn wenn es nur darum gegangen wäre, Feuer zu legen, um z.B. Spuren zu verwischen, wäre das Haus wohl abgebrannt - denn es wäre fast schon eine Kunst, ein solches Haus, in dem sich soviel brennbares befand, nicht entflammen zu lassen.

Ein Vertreter der „Megalisten" hat in einem Leserbrief an die "Fuldaer Zeitung" empört dementiert, daß sie irgendetwas mit dem Mord zu tun hätten.  Sie seien "eine friedliche Gemeinschaft, die ihren Gottesglauben in der Natur feiert". Sie betrieben keinen Satanismus und ihres Wissens existiere in Fulda keine satanistische Gruppierung.

SoKo-Leiter Eduard Hampl jedenfalls will demnächst Verdächtige, die bisher noch keine Speichelprobe abgegeben haben, zwangsweise dazu vorladen. Bis Täter ermittelt sein sollten, kann er nur spekulieren. Nach wie vor müsse man aber die okkulten Gruppierungen im Auge behalten. Es könne sich aber natürlich bei den Tätern auch um Leute handeln, die aus reinem Sadismus gemordet haben oder auch einfach geistig Verwirrte sind.

Erster Bericht vom 5. Mai 1999: "Waren Satanisten oder Megalisten die Mörder?"

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© 1999 Christoph Käppeler

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