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21. Juni 1999

Helen Schneider bekommt den großen Hersfeldpreis 1999 für ihre Evita in der Stiftsruine.

Seit 1962 wird bei den Bad Hersfelder Festspielen ein Hersfeldpreis für Schauspieler verliehen. Gedacht ist er für Schauspieler, die in der jeweiligen Saison zum Ensemble der Festspiele gehören und in den Aufführungen in der Stiftsruine auftreten. Schließlich stellt die große Stiftsruine besondere Anforderungen, und es ist eine besondere Leistung die schauspielerischen Möglichkeiten dieser besonderen Spielstätte auszuschöpfen. Gestern wurden der Große und der kleine Hersfeldpreis verliehen - Helen Schneider, die die Evita singt, bekam den Großen, Cathérine Stoyan und Andreas Wimberger zusammen den kleinen Hersfeldpreis.

Um halb zwei früh am 20. Juni 1999 stand die Entscheidung der fünfköpfigen Jury fest - und Ludwig Zerull, der unter anderem für Theater Heute und die Hannoversche Allgemeine schreibt, gab sie am mittag in der sonnenbeschienenen Stiftsruine bekannt. Zunächst für den sogenannten „kleinen" Hersfeldpreis - der vor allem für gute Ensembleleistungen gedacht ist:

„Der Hersfeldpreis also geht an Cathérine Stoyan und Andreas Wimberger. Diese beiden sollen diesen Preis bekommen - gemeinsam"

Die zwei spielen Beatrice und Benedikt in Shakespeares Viel Lärm um Nichts. Beide waren aber gar nicht da, wie sich herausstellte, als ihnen der Preis übergeben werden sollte. Intendant Peter Lotschak nahm ihn stattdessen für sie entgegen. Und dann wurde der Große Hersfeldpreis bekanntgegeben. Er geht in diesem Jahr an Helen Schneider - Sie spielt und singt die "Evita" im gleichnamigen Muscial von Andrew Lloyd Webber. Eine Entscheidung, die wohl keinen überraschte. Die amerikanische Sängerin ist in diesem Jahr der eindeutige Superstar der Hersfelder Festspiele. Die Jury lobte sie in höchsten Tönen: "Mit wandlungsreicher Stimme und schauspielerischem Können macht Helen Schneider im Musical Evita die Entwicklung vom unbekannten Dorfmädchen zur First Lady und in einen frühen Tod gegenwärtig. Sie bringt dabei sowohl den Selbstglauben Evitas an ihre humane Mission wie ihr Manipulieren und ihre Manipulierbarkeit zum Bewußtsein." Ludwig Zerull fährt fort:

„Mit der Kraft ihrer Persönlichkeit macht sie in Bad Hersfeld ein Musical über den Unterhaltungseffekt hinaus zum theatralischen Ereignis"

Geld gibt es für die Preise nicht. Helen Schneider freute sich natürlich, übte sich aber in Bescheidenheit:

„Ich teile diesen Preis mit allen auf der Bühne, und ich muß mich bedanken für diese wunderbare Vision von Hans Gratzer, und alle, die mit mir hinter der Bühne gearbeitet haben, alle Chöre, die mit auf der der Bühne sind, wir haben ein wunderbares Team da oben und ich bin stolz auf uns alle. Herzlichen Dank!"

Die Jury, so ihr Sprecher Ludwig Zerull, sei sich einig gewesen, daß alle drei Bad Hersfelder Aufführungen in der Stiftsruine - Evita, Viel Lärm um Nichts und Der Bürger als Edelmann - von gleich hoher Qualität seien. Das sei erstaunlich, meinte er, angesichts der Querelen im Vorfeld. Bad Hersfelds parteilloser Bürgermeister Hartmut Boehmer bekam  vom Jurymitglied Zerull auch noch einige Seitenhiebe ab. Boehmer hatte in seiner Rede zur Eröffnung der Festspiele, als Kritik an den Kritikern, die in den letzten Jahren Hersfelder Inszenierungen häufig verrissen, gesagt: "Da haben es manche Feuilletons leichter, deren eigene Resonanz vor allem bei Minderheiten groß ist und denen es häufig nur um den kulturellen Aspekt an sich geht".

"Ich hoffe", entgegnete Zerull, "daß das so ist, daß das auch so bleibt, daß die Feuilletons sich um Minderheiten kümmern und daß sie den kulturellen Anspruch hochhalten!"

Auch sei es nicht, wie Boehmer in seiner Rede gesagt hatte, die Presse gewesen, die Hersfeld "in die Miesen gebracht" habe - das müsse schon hier hausgemacht gewesen sein, damit es der Presse als Lachnummer aufgefallen ist, meinte Zerull.

Zu Kulturstaatsminister Michael Naumann - dem, der die Hersfelder Festspiele eine „Lachnummer des deutschen Feuilletons" genannt hatte und der zur Eröffnung der diesjährigen Festspiele gekommen war - sagte Zerull:

 „Daß aber der ansonsten der von mir durchaus in seiner suggestiven Kulturfunktion geschätzte Kulturstaatsminister (oder wie er sich nennt) Herr Naumann aus Bonn sich dieses Jahr hier nach Hersfeld geewagt hat - nach seinem flapsigen Pauschalvernichtungsurteil - fand ich nicht mutig, sondern eher peinlich"

Intendant Peter Lotschak, der vor der Saison noch beklagt hatte, dieses Jahr wage er einen Ritt durch die Wüste mit wenig Wasser in den Schläuchen, sieht das nun so:

„Wir sind in einer Oase gelandet, wo es genug Wasser gibt, um die theaterfreundlichen Pflanzen einfach blühen zu lassen"

Preisträgerin Helen Schneider selbst fühlt sich in Hersfeld sehr wohl, sie schwärmt geradezu davon - wird sie denn auch nächstes Jahr in der Wiederaufnahme von Evitasingen?

„Wenn es geht, ja, natürlich. Es sind nur Gerüchte, es ist noch nicht fest, aber: Merin Herz ist hier und ich will gern hierherkommen, wenn es so geplant ist

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© 1999 Christoph Käppeler
 

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