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Bad Hersfelds neuer alter Festspielintendant Peter Lotschak über "Evita" und die Spielzeit 1999

Der neue - alte - Intendant der Bad Hersfelder Festspiele Peter Lotschak hat am 1. Februar seine Planung für die Saison 1999 vorgestellt. Lotschak übernimmt größtenteils die Planung seines Vorgängers Ingo Waszerka, der im vergangenen Jahr, nach nur einer Spielzeit, überraschend gekündigt hatte. Vorher hatte Waszerka aber noch einen Spielplan für 1999 aufgestellt. Drei Komödien, darunter zwei von Molière - offenbar als Reaktion darauf, daß sein Programm 1998 zu wenig Zuschauer angezogen und es Kritik an seinem angeblich zu wenig populärem Programm gegeben hatte. Nach seinem Rücktritt hatte Bad Hersfelds Bürgermeister Hartmut Boehmer sofort einen Nachfolger zur Hand: Peter Pietzsch, Generalintendant des Hagener Stadttheaters. Dessen Festspielleitung scheiterte indes, bevor er überhaupt richtig gestartet hatte. -> Meldung. Schließlich erklärte sich Peter Lotschak im Dezember dazu bereit, wieder Herr der Stiftsruine zu werden:

So enthusiastisch von der Bad Hersfelder Stiftsruine kann nur einer sprechen:

„Sie wissen genau, daß ich Theatermachen in der Ruine sehr liebe; daß ich diese Ruine und vor allem die Atmosphäre rund um die Ruine und am Abend einer Vorstellung, wenn sie gut auch noch ist und 1600 Leute dadrinnen sind - ist das ein Erlebnis, ein herausragendes Erlebnis für jeden Theatermann!"

Peter Lotschak ist wieder da! Seit dem 22. Dezember ist er wieder Intendant der Hersfelder Festspiele - was er  ja schon von 1987 bis 1994 gewesen war. Nach all dem Hin und Her im vergangenen Jahr - Intendant Ingo Waszerka warf das Handtuch; Peter Pietzsch als Nachfolger nur einen Monat später ebenfalls - sind die Festspiele jetzt wieder in ruhigeres Fahrwasser geraten. Am 1. Februar stellte Lotschak zusammen mit Bürgermeister Hartmut Boehmer (parteilos) seine Pläne für die Spielzeit 1999 vor. Größtenteils übernimmt er den Spielplan seines Vorgängers Waszerka. Aber wer könnte zum Beispiel das Musical Evita mit Helen Schneider so verkaufen wie Lotschak?

„Es ist nicht eine Normalsituation des Festspielbetriebes - normal heißt immer: Sonderanstrengung - aber hier sind wir sozusagen - schrammen wir knapp am Broadway vorbei - und: wir dürfen aber nicht abstürzen"

Dafür  wird der Leiter des Wiener Schauspielhauses Hans Gratzer als Regisseur sorgen. Und für die Tanzszenen ist Lotschak mit einem Mitarbeiter des Chefs des Frankfurter Ballets, dem weltberühmten William Forsyth im Gespräch. Das ist ein Problem für Lotschak: Der Januar ist ein ungünstiger Monat für Verhandlungen - denn die meisten Schauspieler haben längst ihre Termine für Filmaufnahmen im Sommer vereinbart und deshalb oft nichts mehr frei. Anja Kruse aber will Lotschak doch noch gerne für Molières Bürger als Edelmann gewinnen:

„In diesem "Bürger als Edelmann" gibt es den Jourdain, und der himmelt die Marquise, die Dame der Gesellschaft an, der großen "Filmgesellschaft" sozusagen von heute, und ich denke, es wäre eine sehr gute Geschichte, wenn Anja Kruse, die den Wunsch geäußert hat, als Name wieder zu kommen (die ganz großartig als Polly war hier bei den Festspielen) und die auch ein bißchen was für die Promotion der Festspiele machen könnte - das tut ganz gut. Und jeder im Fachbereich weiß, daß sie eine sehr gute Schauspielerin ist. Also: Die "Klinik unter Palmen" ist eine Ecke, die uns ganz gut tut, aber die andere Ecke ist, daß sie auf der Bühne hier eine gestandene, sehr professionelle Schauspielerin ist"

Hersfeldpreisträger Julian Weigend kann 1999, anders, als geplant, nicht nach Hersfeld kommen - er dreht dann einen Film mit Götz George. Auch Cordula Gerburg, Ehefrau von Ingo Wazerka, sei „aus verständlichen Gründen" nicht mehr auf der Besetzungsliste.
Shakespeares Viel Lärm um Nichts übernimmt Lotschak ebenfalls von Vorgänger Waszerka. Ebenso das Kinderstück Der Zauberer von Oz. Nur eine einzige Inszenierung hat Peter Lotschak abgesetzt: Das zweite Molièrestück, Tartuffe im zweiten Spielort im Eichhof, fliegt raus - das Stück sei kein Lustspiel, aber: es sei ein großartiges Stück irgendwann mal für die Stiftsruine selbst. Stattdessen wird Lotschak selbst im Eichhof das StückDer unerwünschte  Freier von Eugène Labiche inszenieren.

1999 wird es auch wieder, anders als unter Wazerka, zur Eröffnung am 9. Juni einen Festakt in der Stiftsruine geben. Eröffnet wird sie nicht vom Bundespräsidenten, sondern vom Bundesratspräsidenten - das ist derzeit der Hessische Ministerpräsident. Am 7. Februar, bei den Landtagswahlen, wird entschieden, ob das Hans Eichel, SPD, oder Roland Koch, CDU, sein wird. Auch Kulturstaatsminister Michael Naumann wird kommen  - das Verhältnis zu ihm, der die Festspiele im vergangenen Jahr zur Empörung der Bad Hersfelder „Lachnummer des deutschen Feuilletons nannte", habe sich entspannt. 68.000 von 93.000 Karten für die drei Stücke in der Stitsruine sind bereits verkauft. Peter Lotschak verspricht:

"Es ist ein Ritt durch die Wüste, und ich weiß, ich habe in diesem Jahr ein bißchen wenig Wasser in der Flasche, aber: Ich komm an, das sag' ich Euch!"

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© 1999 Christoph Käppeler
 

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