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Kaviar und Fische aus Fulda

20. April 1999

Kaviar ist ein Luxusprodukt - die Fischeier vom Stör werden aus Rußland oder dem Iran importiert und kosten pro Löffel ein Heidengeld. Warum aber sollte der Stör nur in russischen Flüssen leben können und nicht auch bei uns? In Fulda leben bereits zahlreiche Störe; neben vielen anderen Süßwasserfischen werden sie in einer großen Halle im Fuldaer Industriegebiet-West gezüchtet. Und bald sollen sie auch Kaviar liefern. Die Fischfarm eines findigen Unternehmers will noch in diesem Jahr an die Börse gehen.

Eine riesige Halle - vielleicht fußballfeldgroß - voll mit großen Steinbecken, in denen Fische herumschwimmen. Karpfen, Aale, Welse und auch Prachtexemplare des berühmten Kaviarlieferanten, des Stör. Der wird als Frischfischfilet, als Räucherfisch auf den Markt gebracht - aber: auch die Störeier, der Kaviar, soll in dem Fuldaer Unternehmen produziert werden - Christoph Hartung, Vorstandsvorsitzender der United Food Fischfarm GmbH:

„Da haben wir eine Technik, daß der Fisch am Leben bleibt, die Weibchen weiterwachsen, und wollen jetzt in diesem Jahr 200 Kilo hier Kaviar produzieren,  und in drei Jahren pro Jahr circa sechs Tonnen"

Kaviar aus Fulda - damit kann die Frischfarm von Christoph Hartung medienwirksam auf sich aufmerksam machen. Dabei wird das schwarze Luxusprodukt aus Störrogen nicht billiger als der aus Rußland sein - Kaviar soll ein Edelprodukt bleiben:

„Wir wollen den Kaviar unter kontrollierten Bedingungen produzieren. Das heißt: der Fisch wird artgerecht großgezogen und nicht getötet bei der Kaviarproduktion, so wie das in Rußland ist - da ist ja sehr viel Raubbau betrieben worden. Wir haben jetzt von der EU eine Importbeschränkung für den Stör und auch für den Kaviar, sofern nicht nachgewiesen wird, .daß der Kaviar aus artgerechter Haltung stammt - und das können die Russen gar nicht"

Die Schlemmereien der High Society sind also gerettet. Aber nicht mit Kaviar, sondern mit Süßwasserfischen aller Art will die Fuldaer Fischfirma ihr Geld machen und macht es schon. In einer zweiten Halle werden die Fische gezüchtet - in zig rechteckigen grünen Wannen und mehreren Steinbecken tummeln sich verschiedene Fischarten verschiedener Alterstufen - von der winzigen Larve bis zum ausgewachsenen Jungfisch. Zum Beispiel dieser, der in Deutschland noch kaum bekannt ist:

„Tilapia ist eines unserer Hauptprodukte in Zukunft. Es ist ein sehr schmackhafter Süßwasserspeisefisch. Er ist sehr bekannt in Amerika, natürlich auch in Asien und wir wollen ihn hier in den Markt bringen, es ist ein Warmwasserfisch, und das können wir nur mit dieser Anlage hier machen. Wir vermehren selber, und die Resonanz jetzt ist schon sehr groß"

Der Deutsche Name des Fisches ist „Sankt-Peter-Fisch" (nicht zu verwechseln mit dem "Saint-Pierre": das ist ein teurer Edelfisch aus dem Meer. Manchmal übersetzt man ihn ins Deutsche als "Sankt-Peter-Fisch" - dabei heißt er auf deutsch "Heringskönig") - demnächst soll es ihn bei Edeka und Rewe in ganz Deutschland geben - aus Fuldaer Produktion.

Vorteil der Zuchtfische: Supermärkte und auch kleinere Tante-Emma-Läden können ganzjährig zu gleichbleibenden Preisen beliefert werden.

Die United Food-Gruppe will aber nicht nur Fische verkaufen - sie liefert ganze Fischzuchtanlagen zum Beispiel an Landwirte, die dort dann Fische züchten, sie an United Food liefern, die sie dann weitervermarkten. Außerdem will sie in China, Japan, Australien, den USA und Deutschland weitere Zucht-Großanlagen bauen. Um dieses Wachstum zu finanzieren, geht die Firma bald an die Börse:

„Wir wollen in anderen Ländern eigene Anlagen bauen, die Konzeption vor allem ins europäische Ausland und nach den USA bringen - erfordert weiteren Kapitalbedarf, und wir werden in diesem Jahr noch an die Börse gehen, hier in Deutschland. Die Umwandlung der amerikanischen Holding - einer "Inc." - in eine deutsche AG, mit Sitz in Fulda - ist gerade angestoßen worden"

Nach den Sommerferien soll es soweit sein mit dem Gang an die Börse. 400 Aktionäre hat die Firma schon jetzt. Mindestens eine Million Aktien sollen zusätzlich ausgegeben werden, so Mehrheitsaktionär Christoph Hartung.Vielleicht gibt es rechtzeitig zum Börsengang zum Champagner den ersten, eigenen Kaviar aus Fulda?!

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© 1999 Christoph Käppeler
 

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