16. Juli 2007
In Schloss Fasanerie werden Schätze aus der Darmstädter Silberkammer gezeigt
„Gold und Silber hätt ich gern, könnt’s auch gut gebrauchen“, heißt es in einem Lied aus dem 19. Jahrhundert. Denn: Der normale Mensch konnte sich goldene oder silberne Gegenstände nicht leisten. Könige, Herzoge, Grafen – die dagegen hatten einiges davon – vom Schmuck für die Damen bis hin zum Geschirr und Tischbesteck. Eine beeindruckende Silberkammer hatten auch die Landgrafen und Großherzoge von Hessen-Darmstadt. Ein großer Teil davon wurde im zweiten Weltkrieg bei der Bombardierung von Darmstadt zerstört. Aber: eine ganze Reihe von sehr schöner Silberkunst ist übriggeblieben – und die wird seit einer Woche in Schloss Fasanerie bei Fulda ausgestellt. Christoph Käppeler hat sich die Preziosen aus der Darmstädter Silberkammer angeschaut – vor allem einige besonders originelle Stücke:
Beitrag von Christoph Käppeler in hr 2 am 16. Juli 2007
Beitrag als mp3-Datei
Telemann-Tischmusik von CD
Wenn am Darmstädter Hof fröhlich gezecht wurde, dann wurde der Wein nicht einfach aus Gläsern oder Bechern getrunken. Zum Trinkspaß gehörten aufwendige Scherzgefäße aus Silber. Andreas Dobler vom Museum Schloss Fasanerie zeigt ein Trinkschiff:
Zum Beispiel .... Fuhr an die Tischkante.
Mit stolz geblähtem Segel fuhr das Trinkschiff so hin und her über den Tisch. Wer das Pech oder das Glück hatte, dass es ständig auf ihn zufuhr, der mußte es jedesmal leertrinken. Prächtig verziert ist das Schiff, mit 15 winzigen aus Silber gegossenen Seeleuten mit Bögen, Lanzen, Krummsäbeln und einer kleinen Bordkanone.
Ohne Räder ist ein silbernes Trinkspiel - ein Sockel, auf dem ein Hirsch steht, auf diesem sitzt die Jagdgöttin Diana, davor ihre beiden Hunde, und viele kleine Tiere - Frösche, Echsen, Schlangen, Käfer.
Ein Automat...mußte derjenige daraus trinken.
Es gibt auch einen silbernen Weingott Bacchus – bekleidet mit einem Fass, schaut er einen mit verdrehten Glubschaugen an – auf dem Kopf hat er ein Vogelnest mit einem Storch, der gerade wegfliegen will. Auch aus dem Silberbacchus bekam der Gast am Darmstädter Hofe einen Trunk gereicht. Andere Pokale sind aus Kokosnüssen, die in Silber gefaßt sind. Der witzigste hat einen Affenkopf als Deckel.
Auf dem Tisch bei großherzoglichen Gelagen standen aber auch Tafelbrunnen. Das Wasser darauf war zum Verdünnen des Weins gedacht. Ein Brunnen zeigt Neptun und die Göttin Fortuna:
Wein hatte ... noch an geistlichen Höfen.
Großherzog Ernst Ludwig sammelte jede Menge Silbertraubenpokale – in W einrebenform, die aber viele auch an eine Ananas erinnern.
Witzig auch ein Paar Silberkannen – beide mit einem Schwanenhals als Ausguss – sie stammen von einem berühmten bayerischen König:
Kannen mit Schwänen. ... Darmstadt und Bayern.
Silber, wohin man blickt: Auch Reste des im Krieg weitgehend zerstörten Silbergeschirrs und Silberbestecks aus der Darmstädter Silberkammer sind im Badehaus von Schloss Fasanerie zu sehen.
(„Bin beeindruckt von ...mich schon“)
Eine einmalige Chance, neues zu sehen, so Andreas Dobler:
Sehr viele der Objekte .... Publikum zu sehen gewesen.
Und nach der Ausstellung – sie geht noch nach Bielefeld - werden viele Stücke der Darmstädter Silberkammer wieder bald in privaten Gemächern verschwinden.
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Die Ausstellung „Die Darmstädter Silberkammer – Werke alter Edelschmiedekunst“ wird bis zum 31. Oktober im Museum Schloss Fasanerie in Eichenzell im Kreis Fulda gezeigt.
© 2007 Christoph Käppeler
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