20. Oktober 2006
Die religiösen Kunstwerke der Sammlung Bernhard und Romy Fahr werden in Fulda ausgestellt, bevor sie Anfang Dezember in Stuttgart versteigert werden.
Stellen Sie sich mal vor, Sie sammeln etwa, was Ihnen sehr wichtig ist: Briefmarken, Oldtimer, Schallplatten, Bilder eines bestimmten Künstlers, seltene Streichholzschachteln – und haben in Jahrzehnten tolle Stücke zusammengetragen. Und dann wird das ganze nach Ihrem Tod auseinandergerissen, weil niemand mehr so richtig was damit anfangen kann, oder sich nicht damit auskennt und die Sammlung weiterführen kann. Genau das passiert jetzt mit der Sammlung des Fuldaer Ehepaares Bernhard und Romy Fahr. In 60 Jahren trugen sie 300 Heiligenfiguren und andere religiöse Kunstwerke zusammen – im Dezember werden sie versteigert – ab heute abend sind sie aber zum ersten und zum letztenmal im Fuldaer Vonderau-Museum zu sehen.
Beitrag von Christoph Käppeler in hr 4 Nordosthessen am 20. Oktober 2006
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Eine lebensgroße Madonna aus der Fuldaer Benediktinnerinnenkirche begrüßt den Besucher der Ausstellung. Fuldas Museumsleiter Gregor Stasch gerät bei einer trauernden Maria aus Nürnberg ins Schwärmen:
(„Die Nürnberger Maria....schon Spitzenwerke dabei“)
70 große Statuen aus dem Mittelalter bis in die Neuzeit sind zum letztenmal gemeinsam in einem Raum versammelt. Maria im Wochenbett, Maria mit dem toten Jesus, Maria mit dem neugeborenen Jesus; Skulpturen vom Heiligen Bonifatius, Kreuze und Engel. Bernhard Fahr starb 1982, seine Frau im letzten Jahr; und die Erbengemeinschaft will die Sammlung versteigern. Raimund Hocke, einer der Neffen und Nichten:
(„Wir haben inhaltlich...niemand könnte sich drum kümmern“)
Aber ein wenig blutet ihm schon das Herz, wenn diese Sammlung einfach so in alle Winde verkauft wird. Deshalb jetzt die Ausstellung im Museum. Das ist nämlich eigentlich kaum üblich vor einer Auktion. Aber, so Rudolf Pressler vom Stuttgarter Auktionshaus Nagel:
(„So eine umfassende...muss man ja auch irgendwie würdigen“)
Es ist wahrscheinlich eine der letzten großen Sammlungen dieser Art, die es noch in Deutschland gibt. Warum eigentlich sind die oft jahrhundertealten Figuren nicht in den Kirchen geblieben?
(„Es wurden immer...gemacht... Figuren aus den Kirchen raus“)
Ende der 60er Jahre wurde die Sammlung von Bernhard und Romy Fahr vom hessischen Kultusminister als öffentlich wertvoll anerkannt. Neffe Raimund Hocke erinnert sich, dass es in dem Haus in Fulda einen eigenen Raum für die Skulpturen gab. Wer sich dafür interessierte, konnte das Sammlerehepaar besuchen. Öffentlich sind sie also jetzt zum ersten und letztenmal zu sehen. Fuldas Museumschef Stasch hofft, einige der seltenen Skulpturen, die aus Fulda stammen, für sein Museum zu ersteigern; und hofft, dass niemand anders aus Fulda beim Bieten die Preise zu hoch treibt:
(„Wir wollen öffentlich....Erwerbungen zu bewegen“)
Die Ausstellung im Fuldaer Vonderau Museum ist bis zum 12. November zu sehen – und am 6. Dezember wird sie dann in Stuttgart versteigert.
(Fotos aus Katalog “Nagel-Auktionen: 11 S Sammlung Bernhard und Romy Fahr”)
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© 2006 Christoph Käppeler
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