2. November 2006
Fuldas Bischof Heinz-Josef Algermissen kündigt dem konservativen SJM-Orden den Vertrag.
In zwei katholischen Kirchengemeinden in der Rhön sind viele Gläubige sauer auf ihren Bischof in Fulda. Denn: In den Gemeinden in Schwarzbach und in Eckweisbach sind Mitglieder des Ordens „Diener Jesu und Mariens“ (SJM) Gemeindepfarrer. Dieser Orden gilt als erzkonservativ: er strebt einen Gottesdienst nach alter Art an: Auf Latein; mit Mund- statt Handkommunion; der Priester steht mit dem Rücken zur Gemeinde; Mädchen und Frauen sollten sich nicht als Meßdiener und Kommunionhelfer betätigen. Bischof Heinz-Josef Algermissen hat jetzt den Vertrag mit dem Orden gekündigt – die Ordenspfarrer müssen zum 1. Dezember gehen. Viele Gemeindemitglieder wollen aber die Ordenspfarrer behalten.
Beitrag von Christoph Käppeler in hr 4 Nordosthessen am 2. November 2006
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Seit fünf Jahren ist Pater Lorenz Pfaffenhuber vom SJM-Orden Pfarrer in Hofbieber-Schwarzbach in der Rhön. Jetzt soll er die Gemeinde verlassen. Viele Gläubige sind aufgebracht, sagt Franz Schrehardt, der Pfarrgemeinde- und Verwaltungsrat koordiniert – sie haben über 1000 Unterschriften gesammelt:
(„Ich bei bei 75,2 Prozent...für den Pfarrer...basta!“)
Allerdings ist die Meinung im Ort über Pater Pfaffenhuber geteilt, sagt eine Frau, die nicht genannt werden will. Bei der Erstkommunion bekämen die Kinder die Hostie in den Mund gelegt statt in die Hand – diese Mundkommunion wollen manche Eltern aber nicht. Sonst aber sei die Messe in Schwarzbach wie überall auch, sagt Franz Schrehardt:
(„Ich hab da einen Anruf...zu den Gläubigen!“)
Und auch Messdienerinnen gibt es. Der eigentliche Grund, warum Bischof Algermissen den SJM-Orden aus dem Bistum schmeißt, ist der sogenannte „pastorale Prozess“: Gemeinden müssen zusammenarbeiten und sich einen Priester teilen. SJM-Pater Hans-Peter Reiner aus Eckweisbach, widersetzte sich - das Bistum Fulda brauche keine solchen Pastoralverbünde, schrieb er in einem Leserbrief an die katholische Zeitung „Die Tagespost“. Algermissens Sprecher Christof Ohnesorge kritisiert,
(„Dass da ganz dezidiert gegen den Bischof...nennen würde“)
Bischof Algermissen hatte den SJM-Oberen Pater Andreas Hönisch gebeten, freiwillig das Bistum zu verlassen. Der weigerte sich und gab den Brief des Bischofs den Pfarreien bekannt. Da griff Fuldas Oberhirte durch. Der Bistumssprecher:
(„Das ist für uns der Grund....Kündigungsrecht Gebrauch“)
Gekündigt wurde zum Sommer 2007.
(„Allerdings...“)
Viele Schwarzbacher haben Protestbriefe an den Bischof und an den Privatsekretär des Papstes geschrieben. In Eckweisbach mit zwei SJM-Patern drohten Gemeindemitglieder sogar mit Kirchenaustritt, sagt der Ortsvorsteher Gerhard Dücker. Heute abend berät der Pfarrgemeinderat; er hofft noch darauf, dass sich eine Lösung findet, dass die Pater bleiben können. Allerdings ist Fulda das letzte Bistum, das sich von dem SJM-Orden trennt: Der Augsburger Bischof warf ihn schon vor 11 Jahren hinaus. Franz Schrehardt in Schwarzbach ärgert trotzdem, dass Bischof Algermissen nie mit der Gemeinde gesprochen habe:
(Wäre Erzbischof Dyba..vermissen wir“)
Die Internetseite “kreuz.net” hatte als erste über die Kündigung des Vertrages zwischen Bistum Fulda und SJM berichtet und gibt vor allem die Position der Ordensmitglieder und ihrer mehrheitlichen Unterstützer in Schwarzbach und Eckweisbach wieder; auch in diesem Beitrag und diesem - in letzterem wird über “rotarische Verbindungen” zwischen Bischof Algermissen und der örtlichen Tageszeitung spekuliert, die angeblich dazu führen, dass die Zeitung keine Kritik mehr an dem “pastoralen Prozess”, den Algermissen betreibt, zulasse.
Auch die Seite “kath.net” berichtet über den Konflikt zwischen Fuldas Bischof und dem SJM-Orden.
Webseite des Bistums Fulda.
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© 2006 Christoph Käppeler
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