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Konrad Zuse und sein Freund, der Historiker Arno Peters, wollten mit dem Computer eine bessere Welt schaffen. âComputer-Sozialismusâ nannte Konrad Zuse das. Nach Zuses Tod machte Peters darĂŒber ein Buch, er starb vor drei Jahren. Siegfried Wenzel, der seit den fĂŒnfziger Jahren bis zum Ende der DDR in der Plankommission der DDR gearbeitet hatte, hatte sich mit Peters unterhalten:
âDie beiden waren der Auffassung, dass damit - und haben das auch ausgedrĂŒckt - eine neue Stufe des Wirtschaftens der Menschheit erreicht werden kann. die mit Hilfe des Computers Möglichkeiten bietet, dieses komplizierte System der arbeitsteiligen Wirtschaft, wie es sich entwickelt hat, beherrscht werden kann ĂŒber eine sogenannte Planwirtschaftâ

Nur so könnten alle Menschen auf der Welt gerecht mit allem versorgt werden, was sie brÀuchten, fanden Konrad Zuse und Arno Peters. Konrad Zuses Sohn Horst verstand die Ideen der beiden allerdings so:
âAlso, da ging es wohl darum, dass der Computer nicht dominant den Menschen beherrschen soll. Also es hat nicht mit dem Sozialismus oder gar Kommunismus was zu tun, sondern dass es eine Ausgewogenheit zwischen Mensch und Computer geben mussâ
Der Berliner Autor und Journalist Eike Stedefeldt meint dagegen ĂŒber die Ideen von Konrad Zuse und Peters:
âIch fand besonders witzig, dass da eine TechnikglĂ€ubigkeit darin sich Ă€uĂerte, die ziemlich naiv warâ
Der ehemalige DDR-Planer Wenzel sympatisiert dagegen mit dieser neuen Form von Planwirtschaft::
âInsofern halte ich die Auffassungen von Peters und Zuse fĂŒr gerechtfertigt; eine notwendige Variante, vielleicht eine groĂe Vision, die aber, das ist meine persönliche Auffassung, auch mit dem gegenwĂ€rtigen Stand noch nicht effektiv verwirklicht werden kann....â
Eike Stedefeldt lebt in Berlin-Kreuzberg und hat unter anderen das sogenannte âKreuzberger Notizbuchâ geschrieben. Auf seinen RundgĂ€ngen durch Kreuzberg entdeckte er die ehemalige Villa Konrad Zuses und las Zuses Memoiren âDer Computer â mein Lebenswerkâ
âUnd ich dachte, ich hör nicht richtig, ich les nicht richtig: da war sehr offen eigentlich die fruchtbare Zusammenarbeit mit den Nazibehörden und âĂ€mtern geschildertâ
Eike Stedefeld machte stutzig, dass Konrad Zuse mitten im Krieg, der von den Nazis entfesselt worden war, in Berlin an seinen Computern arbeiten konnte.
âVom Oberkommando der Wehrmacht zum Beispiel hat er sich technische GegenstĂ€nde oder Halbzeuge und dergleichen beschaffen können. Hinweis wĂ€re auch, dass er selber auch an Lenkwaffen mitgearbeitet hat, an kriegswichtigen Waffen. Dann tauchen auf: Sogenannte âFremdarbeiterâ, heute sagen wir Zwangsarbeiter dazu, Arbeitssklaven, wo dann sofort aber wieder der Einschub von ihm kommt, die hĂ€tten es aber sehr gut bei ihm gehabtâ
In seinen Memoiren beklagte Zuse sogar, dass Behörden des NS-Staates seine VorschlÀge und Erfindungen ignoriert hÀtten, Hitler habe ihren Wert nicht erkannt:
âWie er zum Beispiel selber schreibt, dass Albert Speer seine Entwicklung einer Rechenmaschine fĂŒr durchaus kriegswichtig hielt, aber Hitler wohl gesagt haben soll, zu Speer, als der das ihm vorstellte: Den Krieg gewinnt er âmit dem Mut seiner Soldaten und nicht mit einer Rechenmaschineâ
Konrad Zuse wurde nach dem Krieg nach SĂŒddeutschland und dann nach Osthessen verschlagen, aber Ă€hnlich wie bei Wernher von Braun, der spĂ€ter die US-Weltraumfahrt begrĂŒndete, fragte niemand nach, was er im 3. Reich gemacht hatten. Einen Erfolg hatte Eike Stedefeldt aber: In Völklingen im Saarland wurde eine Schule wegens seines Artikels nicht, wie erst geplant, âKonrad-Zuse-Schuleâ genannt, sondern âAlbert-Einstein-Schuleâ
âDas fand ich insofern pikant, dass Konrad Zuse als TĂŒftler, Erfinder, Ingenieur in Deutschland geblieben ist und mit den Nazis zusammengearbeitet hat, und dass Albert Einstein als genialer Physiker das Land verlassen muĂte und auf der Gegenseite war. Und dass diese Schule nach Albert Einstein benannt worden ist: das freut mich doch sehr!â
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© 2005 Christoph KĂ€ppeler