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30. Oktober 2003

CDU-MdB Martin Hohmann zieht bei einer Rede zum Tag der Deutschen Einheit Parallelen zwischen Deutschen und Juden und beruft sich dabei auf antisemitische Quellen.

Martin Hohmann, der direkte gewählte CDU-Bundestagsabgeordnete im Wahlkreis Fulda/Schlüchtern/Lauterbach, ist ein selbst in seiner eigenen Partei umstrittener Politiker. Immer wieder erregt er Anstoß mit seinen Äußerungen. „Ich bin ein Rechter“, sagt er von sich selbst. Seine Äußerungen zur Homosexualität, zum Thema Leitkultur etc. widersprechen oft auch den offiziellen Positionen seiner Partei, der CDU. Jetzt hat er wieder sich zu Wort gemeldet, und zwar mit einer Rede zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober. „Eine Rede in bester antisemitischer Tradition“, urteilt die jüdische Internetseite „hagalil.com“. Die 10 Seiten lange Rede findet sich auf der Internetseite der CDU Neuhof. (Anmerkung: Mittlerweile nicht mehr. Sie ist hier abgespeichert und nachzulesen) Ein CDU-Bundestagsabgeordneter als Antisemit? Christoph Käppeler ist dem nachgegangen:


 

Beitrag von Christoph Käppeler im “hr4-Osthessen-Journal” am 30. Oktober 2003

Beitrag als mp3-Datei

In seiner Rede kritisiert Martin Hohmann den Vorwurf, die Deutschen seien ein „Tätervolk“, und er stellt die provozierende Frage:

Zitat: „Gibt es auch beim jüdischen Volk, das wir ausschließlich in der Opferrolle wahrnehmen, eine dunkle Seite in der neueren Geschichte oder waren Juden ausschließlich die Opfer, die Leidtragenden?“ Zitatende.

Der Fuldaer Bundestagsabgeordnete rechnet vor: Im Politbüro der sowjetischen Kommunisten haben mehrheitlich Juden gesessen – darunter Leo Trotzki. Zweidrittel der deutschen KPD-Führer seien Juden gewesen, ähnlich in Österreich und Ungarn. Ein Jude habe den russischen Zaren ermordet. Knut Krusewitz, Mitglied des Fördervereins für eine Synagoge in Fulda, hat sich mit der Rede befaßt:

(„Im Kern ist die Ansprache antisemitisch...bekannt sind“)

Hohmann hat seine Hauptargumente aus dem Buch eines Archivars an der Uni Bielefeld. Johannes Rogalla von Bieberstein heißt er, sein Buch: „Jüdischer Bolschewismus“. Von Bieberstein meint, dass die jüdischen Bolschewisten mitverantwortlich dafür sind, dass nach 1918 der radikale Antisemitismus wie der der Nazis entstanden sei. “Nein”, er sei kein Antisemit, sagt Martin Hohmann zu solcher Kritik. Im letzten Jahrhundert hätten Menschen, die sich von religiösen Bindungen losgesagt hätten, schreckliche Untaten, Morde begangen,

(„Das waren die Täter...nicht wegdiskutieren“)

Er wolle eine Wahrheit aussprechen, und diese dürfe nicht unterdrückt werden.

(„Und die Wahrheit kann schmerzen...manchen Juden“)

Knut Krusewitz wirft Martin Hohmann einen Trick vor:

 („Ich nehme eines der übelsten...ein Satz gegen 5000 Sätze“)

Hohmann, der sich selbst als „strenger Christ“ versteht, meint: Nur Menschen, die keine religiösen Bindungen mehr haben, sind zu solchen Untaten fähig. Und bei den kommunistischen Untätern sei eine leider große Gruppe von Juden dabeigewesen:

(„Die könnte man als Täter...die Deutschen waren Täter“)

sondern nur die Deutschen, die vom Glauben abgefallen seien. Genau das hält sein Kritiker Knut Krusewitz Martin Hohmann vor:

(„Er hat das Interesse...relativiert wird oder sogar aufhört“)

Angst, als Antisemit mißverstanden zu werden, hat Martin Hohmann nicht:

(„Geschichte kann schmerzen...Erfahrungen mit machen“)

Denn, so beschloss Martin Hohmann seine Rede zum 3. Oktober, Zitat: „Gerechtigkeit für Deutschland, Gerechtigkeit für Deutsche“. Zitatende. Er wünsche sich, so Hohmann, einen Konsens in Deutschland, wie es ihn in vielen anderen Ländern der Welt gebe: Der eigene Staat müsse in erster Linie für die eigenen Staatsbürger da sein“ – das aber sei heute nicht so. Dafür, dass Naziopfer pünktlich ihre Entschädigungszahlungen bekommen, müßten die Deutschen den Gürtel noch ein wenig enger schnallen.

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© 2003 Christoph Käppeler

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