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Ein strahlender Sonnentag war es heute vormittag in Homberg/Ohm. In den Geschäften und auf den Bürgersteigen der Innenstadt sind viele Menschen unterwegs. Die Stimmung scheint fast sommerlich fröhlich zu sein. Aber die Bluttat von gestern abend ist Hauptgesprächsthema
(„Schlimm, ganz traurig...drei Kinder...furchtbar“)
(„Was hat ich gehört...die Frau wollt ausziehn“)
(„Wenn man auch das Fernsehen...im Ort“)
Die Familie wohnte in einem einstöckigen Zweifamilienhaus im Neubauviertel von Homberg/Ohm. Ein Kindertraktor steht vor der Haustür; ein Osterstrauch im Vorgarten ist liebevoll mit bunten Eiern geschmückt. Die Rollläden im Erdgeschoss sind heruntergelassen. Oben wohnen die Eltern des Mannes, unten wohnte die Familie. Eine Nachbarin auf dem Weg zum Einkaufen:
(“Ich hab’s vorhin erst im Rewe...gar nicht gehört...hab keine Ahnung”)
Der Nachbar gleich nebenan versteht die Tat nicht. Er kennt die Familie seit 30 Jahren, auch die Eltern - es sei immer ein gutes Verhältnis gewesen. Die Schwiegereltern fanden gestern gegen 22 Uhr die Leiche der Frau – sie war erstochen worden; offenbar hatten sie mitbekommen, dass unten irgend etwas nicht stimmte. Drei Tage vorher war die Frau ausgezogen; sie war gestern nur gekommen, um etwas aus der Wohnung abzuholen. Es heisst, die Eheleute hätten sich wegen die Erziehung der Kinder miteinander überworfen – die Frau sei überfordert gewesen, weil sie auch noch arbeitete; sie warf ihrem Mann vor, sich zu wenig um die Kinder zu kümmern. Sie nahm die drei Kinder – zwischen drei und vier Jahren alt, zwei davon sind Zwillinge – mit zu ihren Eltern nach Amöneburg, wo sie wohl jetzt auch noch sind.
Nach der Tat fuhr der Mann mit seinem Auto in einen nahegelegenen Wald – dort ist eine Kompostierungsanlage – und erhängte sich an einem Baum. Stimmen von Hombergern:
(“Ich weiss es nur von meinem Nachbarn...keiner was gewusst da davon”)
Hombergs Erster Stadtrat Winfried Hess (CDU), zeigt sich für die Stadt bestürzt:
(“Irgendwie ist man da natürlich fassungslos...weiter sagen”)
Die Staatsanwaltschaft wartet jetzt das Obduktionsergebnis ab – aber dann wird sie wohl das Verfahren einstellen – denn der Täter hat sich ja selbst getötet; und damit erübrigen sich dann alle weiteren Ermittlungen – was genau zwischen den Eheleuten passiert ist, dass es zu der Bluttat kam, wird man niemals feststellen können.
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© 2003 Christoph Käppeler