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Bombenalarm am Fuldaer Heertor

29. Januar 2002

Auf der Baustelle für die Tiefgarage am Heertorplatz entdeckten Bauarbeiter kurz vor 12 Uhr am 29. Januar 2002 eine Fliegerbombe aus dem 2. Weltkrieg.

In Osthessen am Mittag wurde daraufhin (fast) live darüber berichtet:

Beitrag von Christoph Käppeler in “hr4-Osthessen am Mittag” am 29. Januar 2002

Beitrag als mp3-Datei

Exakt um 15 Uhr 42 endlich war die Bombe entschärft. Die Bombenräumer des Regierungspräsidiums Darmstadt hatten die beiden Zünder ferngesteuert beseitigen können.

Die Polizei hatte zunächst alle umliegenden Wohnungen, den angrenzenden Flügel des Stadtschlosses, die Landeszentralbank und alle Geschäfte geräumt. Auch das angrenzende Kloster der Fuldaer Benediktinnerinnen wurde evakuiert.

Weil aber ganz nahe an der Bombe eine Gasleitung vorbeiführt, mußte außerdem die Straße aufgerissen werden, um an der Gasleitung einen Schieber zu setzen und so das Gas zu stoppen und danach die Leitung zu lüften.

Die Fünf-Zentner-Bombe mit zwei Aufschlagzündern lag knapp anderthalb Meter tief fast 60 Jahre lang direkt unter dem Gehweg, der am Busbahnhof vorbeiführte.

Bevor mit den Baggerarbeiten für die Tiefgarage begonnen worden war, waren 310 Probebohrungen gemacht worden – dabei wurde die Bombe, wie sich jetzt herausstellte, nur knapp verfehlt. Auch der Baggerführer, der die Bombe entdeckte, hätte die Bombe bei der Arbeit treffen können-. Die Schloßstraße, die Nonnengasse und ein Teil der Rabanusstraße in Fulda waren gesperrt und der Stadtbusverkehr beeinträchtigt. Auch die Fuldaer Stadtbusse mußten etwa 200 Meter weiter entfernt an- und abfahren.

Beim ersten großen Bombenangriff auf Fulda am 11. und 12. September 1944 hatten alliierte Bomber über 2000 Sprengbomben abgeworfen. Das Stadtschloß, der Dom und viele Häuser waren damals erheblich beschädigt worden; über 500 Menschen getötet worden. Im Dezember 1944 und Palmsonntag 1945 folgten weitere Angriffe. Insgsamt starben im 2. Weltkrieg in Fulda fast 1400 Menschen durch Bombenangriffe.

Fragen aber bleiben: Warum wurde die Bombe übersehen; können noch weitere Bomben im Boden liegen; muß an künftigen Baustellen in Fulda nicht noch viel vorsichtiger vorgegangen werden?

Beitrag von Christoph Käppeler im “hr4-Osthessen- Journal” am 30. Januar 2002

Beitrag als mp3-Datei

Es wird wieder munter weitergebaggert. Etwas aber hat sich geändert: Seit heute ist jetzt ständig Frank Wiemeyer auf der Baustelle – er ist Truppführer der Spezialfirma Tauber aus Weiterstadt, die von Anfang an von der Baufirma beauftragt war, auf Bomben zu achten:

 („Wir sind jetzt so verblieben....

(„Das möglich machbare ist jetzt...zu begleiten“)

Denn den Bauherren ist es meist zu teuer, einen Spezialisten zu finanzieren, der den ganzen Tag auf der Baustelle ist und, so denkt man, „nur guckt und nichts schafft“. Aber Frank Wiemeyer kennt sich halt aus:

 („Man kann anhand von...sinnvoll ist“)

Weil man wußte, daß 1944 über 2000 Bomben im Bereich zwischen Fuldaer Dom und Stadtschloß abgeworfen wurden, hatte die Firma Tauber vorher auf der Baustelle Bohrungen nach verdächtigen Metallteilen gemacht. Aber: die Sonden schlugen überall an – denn in dem nach dem Krieg aufgeschütteten Boden ist überall metallisches verteilt – Nägel, Splitter, selbst Pflastersteine enthalten Metallspuren - da fiel die Bombe gar nicht auf:

 („Man kann spezifisch nur...größeres Objekt“)

Wie wird die Stadt Fulda bei weiteren Bauprojekten in Fulda verfahren? Das Gebiet für das geplante Kongresszentrum hinter dem Bahnhof etwa wurde im Krieg auch bombardiert – die Stadt Fulda besitzt Luftbildaufnahmen der Allierten, die die Krater zeigen. Michael Schwab, Sprecher der Stadt:

 („Es gibt einen Grundsatz...ausgeschlossen sind“)

Die Verantwortung trägt allerdings der Bauherr, nicht die Stadt. Hätten die Bauarbeiter am Heertor den Zünder der Bombe unglücklich getroffen und sie wäre detoniert – es hätte bestimmt Tote gegeben, vermutet der Bombenexperte Wiemeyer. So wie 1994, als auf einer Baustelle in Berlin-Friedrichshain drei Bauarbeiter getötet und 17 Menschen verletzt wurden. 1978 in Rheine starben ebenfalls drei Menschen, als ein Blindgänger explodierte. Das Risiko ganz ausschließen kann auch Frank Wiemeyer nicht, obwohl er ständig vor Ort ist.

 („In fünf Meter Entfernung..mehrere Bomben liegen...liegt noch was“)

Die Wahrscheinlichkeit, ausgerechnet den Zünder der Bombe zu treffen, so daß sie explodiert, wäre allerdings etwa so gering wie ein Sechser im Lotto. Da ist es doch wieder beruhigend, daß man noch nie etwas gewonnen hat!

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Entschärft zurückgekehrt: Beim “Tag des offenen Bauzauns” am 20. April 2002 wurde die mittlerweile harmlose Bombe in der Baugrube für die Tiefgarage gezeigt und ihr Fund auf einer Schautafel dokumentiert..

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© 2002 Christoph Käppeler

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