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25. Juli 2001
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Kommentar

25. Juli 2001

Das Städtische Klinikum kündigte Oberarzt in der Probezeit,der Hepatitis-B-Viren im Blut hat

“Hessenkommentar” von Christoph Käppeler in “hr1- Heute aktuell” am 25. Juli 2001

Wenn keine anderen gewichtigen Gründe bestanden, dem Fuldaer Oberarzt zu kündigen – die müssen ja in der Probezeit nicht genannt werden - dann halte ich die Entscheidung der Stadt Fulda für falsch.

 

Natürlich ist es verständlich, daß das Fuldaer Klinikum auf „Nummer sicher“ gehen will – nur: wenn sich ein solches Handeln durchsetzen sollte, kann dies fatale Folgen haben: Denn medizinisches Personal ist wesentlich häufiger mit Hepatitis infiziert als der Schnitt der Normalbürger. Statt sich dieses Problemes auf bequeme Weise zu entledigen, müssen sich die Kliniken um Lösungen bemühen. Die individuelle Kontrolle und Beurteilung des einzelnen Arztes, der einzelnen Krankenschwester, wird von Virologen und Arbeitsmedizinern immer gefordert. Weil auch, je nach Fachbereich, die Gefahren unterschiedlich sind: Beim Herzchirurgen kann sich der Patient viel leichter anstecken, als etwa beim Neurochirurgen, weil es hier fast keinen Blutkontakt gibt.

 

Genau das ist ja im Falle des Fuldaer Oberarztes geschehen: Ein Gremium hat sich eigens mit seiner individuellen Infektion befaßt und entschieden, daß sie für die Patienten unbedenklich ist. Dennoch wurde das Ergebnis dieses richtigen Umgangs mit dem Problem zu seinen Ungunsten ausgelegt.

 

Verbreitet sich diese Art der Reaktion auf Hepatitis-infiziertes Medizinpersonal, wird die Folge sein, daß viele – ob Ärzte, ob Krankenschwestern – zum Beispiel versuchen werden, sich aus Angst vor einem Karriereknick vor Tests zu drücken. Präzedenzfälle wie der in Fulda würden als Bestätigung für die Angst vor Offenheit gegenüber dem Arbeitgeber angeführt. Und dann würde manch eine wirklich für Patienten gefährliche Infektion, die ja auch behandelt werden könnte, vielleicht nicht bekannt werden. Und mancher hochkarätige Spezialist ginge möglicherweise völlig unnötig für die Operationssäle verloren.

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© 2001 Christoph Käppeler

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