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31. Juli 2000
Eingesessenes Ziehkind Dybas oder ein neuer Vatikandiplomat?
Wer wird Nachfolger von Johannes Dyba?
Am Freitag, dem 28. Juli 2000 ist Fuldas Erzbischof Johannes Dyba unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit im Fuldaer Dom bestattet worden. Am Samstag wählte dann das Fuldaer Domkapitel als vorübergehenden Nachfolger, den sogenannten „Diözesanadministrator“, den Fuldaer Weihbischof Johannes Kapp. Kapp aber, 71 Jahre alt, also noch etwas älter als Dyba, kommt wohl kaum für die dauerhafte Nachfolge in Frage – denn mit 75 scheiden Bischöfe aus ihrem Amt aus. Jetzt fragen sich natürlich alle: Wer wird Nachfolger des streitbaren und umstrittenen Johannes Dyba? Am Wochenende nach seienem Tod wurden die ersten zwei Namen gehandelt.
Kurz nach der Bestattung Johannes Dybas, meinte am Freitag ein nach Fulda gereister Pfarrer aus der Nähe von Marburg, er hoffe, daß Fuldas Generalvikar und Weihbischof Ludwig Schick Nachfolger von Johannes Dyba werde. Damit sprach er sicherlich vielen anderen Priestern und auch Gläubigen aus dem Bistum Fulda aus der Seele. Der 50jährige Ludwig Schick wurde in Marburg geboren, war Kaplan in Neuhof bei Fulda und machte danach seinen Doktor an der päpstlichen Universität in Rom. Vor 5 Jahren wurde er Generalvikar; vor zwei Jahren zum zweiten Fuldaer Weihbischof ernannt. Ludwig Schick ist also „einer von hier“ – mit seinem Bischof Dyba hat er meist auf einer Linie gelegen – Schick gilt ebenfalls als konservativ – aber als zurückhaltender im Auftreten. Der konservative Papst Johannes Paul der zweite könnte also in Schick einen idealen Nachfolger für Johannes Dyba sehen – beliebt und bekannt im Bistum, würde er Dybas Politik weiterführen, sie aber aus dem Kreuzfeuer der zahlreichen Kritiker herausnehmen. Aber ein zweiter Mann scheint geeignet für die Nachfolge Dybas: Das Nachrichtenmagazin „Focus“ erfuhr aus Kreisen im Vatikan, daß auch Kurienerzbischof Paul Josef Cordes im Gespräch sei. Cordes ist Präsident des Vatikanischen Rates „Cor unum“ – eine Art vatikanisches Entwicklungshilfeministerium. Der frühere Paderborner Weihbischof gilt als einer der drei einflußreichsten Deutschen in der römischen Kurie. Auch Dyba war ja, bevor er nach Fulda kam, im diplomatischen Dienst für den Vatikan gewesen.
Wenn der Papst wieder jemanden haben wollte, der in Deutschland treu zu ihm steht und sich notfalls mit dem Rest der oft romkritischen deutschen Bischöfe anlegt, dann könnte Erzbischof Cordes als neuen Fuldaer Bischof haben wollen. Cordes hat zum Beispiel vor drei Jahren die Kritik deutscher Katholiken und des Mainzer Bischofs Karl Lehmann an der Papst-Erklärung zu den verschiedenen Aufgaben von Priestern und Laien genauso vehement zurückgewiesen wie damals Johannes Dyba. Allerdings ist bekannt, daß im Staatssekretariat des Vatikans Johannes Dyba auch kritisch gesehen wurde – eben weil er ständig seine Bischofskollegen öffentlich angriff. „In Dybas Kontinuität bleiben, aber den Ton zurücknehmen“ – das scheint die Devise zu sein, unter der Bistum Fulda einen neuen Oberhirten bekommen soll. Wer das am besten erfüllen kann – der 50jährige Schick oder der 65jährige Cordes, oder jemand ganz anderes – das wird am Ende das Fuldaer Domkapitel entscheiden– allerdings darf es nur aus einer Liste mit drei Namen auswählen, die ihm der Papst präsentieren wird. Im sechsköpfigen Domkapitel sitzt unter anderem auch Weihbischof Ludwig Schick selber – genauso wie der derzeitige Diözesanadministrator Weihbischof Johannes Kapp.
23. Juli 2000: "Ein 'Mann klarer Positionen' ist tot"
28. Juli 2000: Bilder von der Bestattung Johannes Dybas
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© 2000 Christoph Käppeler |
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