23.7. 2000
Ein "Mann klarer Positionen" ist tot
Fuldas Erzbischof Johannes Dyba überraschend gestorben
Der Fuldaer Erzbischof Johannes Dyba ist in der Nacht vom 22. auf den 23. Juli überraschend gestorben. Er erlag einem plötzlichen Herztod, so ein Sprecher des Bistums Fulda. Dyba war einer der bekanntesten, aber auch umstrittensten Oberhirten der deutschen katholischen Kirche. Sein Tod schockierte viele Katholiken im Bistum Fulda. Auch zahlreiche Politiker und Kirchenleute bezeugten ihr Beileid.
Es war gegen halb elf am Sonntag morgen, daß die Ordenssschwester, die Bischof Johannes Dybas Haushalt führte, ihn tot in seinem Bett entdeckte. Plötzlicher Herztod. Obwohl es bisher keine Anhaltspunkte für eine Herzerkrankung Dybas gegeben habe. Nur am abend vorher habe er sich unwohl gefühlt, so Johannes Roth, der Patenneffe von Dyba, Arzt am Fuldaer Klinikum, der da noch bei seinem Onkel gewesen war:
„Heute morgen habe ich selber...sofort gekommen“
Johannes Dyba sei ein Mittelpunkt seiner Familie gewesen, berichtet der sichtlich durch den Tod des Onkels betroffene Neffe. Häufig habe er ihn und seine Geschwister und Neffen und Nichten zum Beispiel auf Reisen nach Afrika mitgenommen. Der 1929 in Berlin geborene Dyba hatte erst Jura studiert, bevor er sich für das Priestertum entschied. Seit Anfang der 60er Jahre arbeitete er im diplomatischen Dienst des Vatikans; vertrat ihn in aller Welt, vor allem in Afrika. 1979 wurde er vom Papst zum Erzbischof ernannt. Seit 1983 war Johannes Dyba Bischof von Fulda gewesen; seit 1990 auch katholischer Militärbischof. Er habe in dieser Zeit segensreich für die katholische Kirche gewirkt, so der Fuldaer Generalvikar, Weihbischof Ludwig Schick – auch und gerade, weil er als Erzkonservativer eine sehr polarisierende Position innerhalb der Kirche vertrat:
„Ich denke, die katholische Kirche...so weiter geführt werden“
In der Fuldaer Innenstadt lief am Sonntag gerade eine Radsportveranstaltung, und viele Fuldaer Bürger reagierten schockiert auf die Todesnachricht. Noch Ende letzter Woche war Dyba als normaler Passant in der Fuldaer Innenstadt gesehen worden. „Die Stadt Fulda und ihre Menschen verlieren mit Erzbischof Dyba eine herausragende Persönlichkeit, die innerhalb und außerhalb der Kirche Fuldas durch Mut, Klarheit, Offenheit und Eindeutigkeit ihre Glaubensposition vertreten habe“, so Fuldas Oberbürgemeister Alois Rhiel, CDU. Die Bundesregierung würdigte Dyba als Mann von klaren Positionen, die er auch in aller Deutlichkeit in der Ölffentlichkeit vertreten hat. An allen Städtischen Gebäuden in Fulda und am Fuldaer Dom wurden am Montag, einen Tag nach seinem Tod, die Flaggen auf Halbmast gesetzt. Der Bischofsstuhl von Johannes Dyba im Dom wurde gleich am Sonntag weggeräumt, die brennende Kerze erhielt einen schwarzen Trauerflor. Eine halbe Stunde läutete die größte Domglocke, Osana genannt, zur Trauer. Papst Johannes Paul der zweite betete an seinem Sommersitz Castelcandolfo für Johannes Dyba. Er erfuhr um die Mittagszeit vom Tod seines engsten Mitstreiters in Deutschland. Erzbischof Johannes Dyba hatte manchmal als einziger deutscher Bischof die Positionen des Vatikans verfochten: So, als er schon 1993 aus dem katholischen System der Schwangerschaftskonfliktberatung ausstieg und den Beraterinnen des Sozialdienste Katholischer Frauen im Bistum Fulda verbot, Beratungsscheine auszustellen - "Tötungslizenzen" nannte der Fuldaer Bischof diese Bescheinigungen, weil die Frau damit dann straffrei abtreiben darf. Erst im Herbst 1999 begannen auch die übrigen Bistümer auf Anweisung aus Rom auszusteigen. Diese Entscheidung war auf der traditionellen Herbstvollversammlung der deutschen katholischen Bischöfe in Fulda gefallen.Daraufhin gründete das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken den Verein "Donum vitae" (Latein für "Geschenk des Lebens"), der die katholische Beratungsschwangerer Frauen in Konflikten in Laienhand fortführen soll. Auch in der Stadt Fulda will der kürzlich neugegründete Landesverband Hessen von "Donum vitae" Anfang 2001 eine Beratungsstelle eröffnen. In einem "Wort des Bischofs" im Bistumsblatt "Bonifatiusbote" reagierte Johannes Dyba harsch: Er bezeichnete den Verein als "Donum mortis" ("Geschenk des Todes")
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„Vincit veritas...die Wahrheit wird siegen...“
Für Johannes Dyba durfte die katholische Kirche nicht mit dem Zeitgeist gehen; nur die ewig gültigen religösen Wahrheiten dürfte sie verfolgen, war sein Credo. Der Glaube stand für ihn im Zentrum – nicht für ihn zweitrangige Fragen wie Priesterehe, Frauenpriestertum, Toleranz gegenüber Homosexuellen; und dafür focht er häufig als einer gegen alle in Talkshows:
„Das Abenteuer des Glaubens...alles andere von selbst!“)
Der Fuldaer Bischof war Symbolfigur für einen streitbaren, konservativen Katholizismus – immer war er gegen eine Anpassung der Kirche an den Zeitgeist – auch wenn die Kirche dann schrumpfen müßte:
„Ich hoffe natürlich...nicht in die Breite...Komitees und Sitzungen“)
Auch das Thema Homosexualität zog sich durch Dybas öffentliche Präsenz – regelmäßig verurteilte er, manchmal mit harschen Worten, gleichgeschlechtliche Beziehungen. Zuletzt bekämpfte er vehement die Pläne der Bundesregierung, homosexuelle Lebensgemeinschaften gleichzustellen; als „weiteren fatalen Schritt in die Degeneration“. Deshalb wurden auch aus Reihen der Bundesregierung Forderungen laut, er solle von seinem Amt als katholischer Militärbischof, das er seit 1990 ausübte, zurücktreten. Am Montag vor seinem Tod gab er bekannt, daß er nicht mehr länger Militärbischof sein wolle. Mit dieser Überlegung habe er sich aber schon länger getragen - er wolle diese Aufgabe einfach aus Altersgründen aufgeben. Ein Nachfolger für Johannes Dyba - als Militärbischof, aber vor allem natürlich als Diözesanbischof des Bistums Fulda - ist noch nicht in Sicht.
Am Samstag nach der Beerdigung Johannes Dybas - am Freitag dem 28. Juli 2000 - wählte das Fuldaer Domkapitel einen sogenannten Diözesanadministrator - dieser verwaltet das Bischofsamt so lange, bis ein Nachfolger für Johannes Dyba berufen worden ist.
Auch Johannes Dybas häufiger innerkirchlicher Gegenspieler, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und Mainzer Bischof Karl Lehmann, zeigte sich «sehr bestürzt» über seinen Tod. «Sein Verlust reißt ein tiefes Loch in die Deutsche Bischofskonferenz und macht sie ärmer.», so Lehmann am Tag des Todes des Fuldaer Bischofes. Beerdigt wurde Bischof Johannes Dyba in der Johanneskapelle des Fuldaer Domes. Im Dom, in der Bonifatiusgruft, liegen auch die Gebeine des heiligen Bonifatius, des "Apostels der Deutschen".
28. Juli 2000: Bilder von der Bestattung Johannes Dybas
31. Juli 2000: Eingessenes Ziehkind Dybas oder ein neuer Vatikandiplomat?Wer wird Nachfolger von Johannes Dyba?
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© 2000 Christoph Käppeler
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