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Viele Beschäftigte am Fuldaer Klinikum erreichte dieser Tage das anonyme Schreiben. “An alle, die es betrifft” ist die Überschrift. Danach werden schwerste Vorwürfe gegen den Direktor der Klinik für Neurochirurgie erhoben. Und zwar in Form eines Traumes – der Verfasser schreibt, er sei heute Nacht schweißgebadet aufgewacht und habe geträumt, dass alle Patienten, die Herr Professor Wallenfang je in die Ewigkeit operiert habe, zurückgekommen seien. Dessen Namen kürzt er mit “HPW” ab:
Zitat:
“Ich sah die Clips auf den falschen Arterien sitzen und die daraus resultierenden Infarkte. Vor HPW standen die Menschen mit den Hirntumoren aus Griechenland und Spanien, wo HPW nur so getan hatte, als hätte er etwas operiert, wo er nur pro forma den Kopf geöffnet hatte”
Und so weiter…Der anonyme Autor prangert HPW’s “operative Unfähigkeit” an; viele, die nach einer Operation bei ihm gestorben seien, hätten bei einem anderen Operateur eine Überlebenschance gehabt, behauptet er. Und selbstkritisch bemerkt er, daß der Rest des Personals der Neurochirurgie, der Anästhesie, der Leitungscrew des Klinkums und die Verantwortlichen der Stadt Fulda taten- und wortlos all dies geschehen ließen.
Haltlose, anonyme Beschuldigungen? Daß es an der Klinik für Neurochirurgie brodelt, aber niemand sich traut, etwas nach außen zu sagen – solche Informationen dringen seit einiger Zeit von den verschiedensten Seiten durch.
Auch die Gewerkschaft ÖTV Fulda – zuständig für die Beschäftigten des Klinikums – hat das Flugblatt erhalten. ÖTV-Sekretär Paul Weber:
(“Man hört man mal...passiert sein soll”)
Der Sprecher der Stadt Fulda hat heute bestätigt: Es habe in der Tat am Montag ein Gespräch des zuständigen Bürgermeisters Bernd Woide, CDU, mit Professor Wallenfang und den ärztlichen Mitarbeitern gegeben. Auf das anonyme Schreiben wolle die Stadt aber nicht reagieren. Aber, so bestätigte der Sprecher weiter, das Gespräch habe stattgefunden, nachdem auch von anderer Seite Äußerungen gemacht worden sind. Das zeigt, daß es tatsächlich auch aus Sicht der Stadt unhaltbare Zustände gibt, die zu unverzüglichem Handeln drängen. Der Bürgermeister werde auch weitere Gespräche mit Wallenfang führen, um die Dinge, die da im Raum stehen, auszudiskutieren und Unklarheiten aus dem Wege zu räumen, so die Stadt.
Paul Weber von der ÖTV versteht, daß sich Klinik-insider nur anonym mit ihren Vorwürfen an die Öffentlichkeit wagen:
(“Wenn ich es richtig im Ohr habe...ganz schlimm”)
Professor Wallenfang selbst ist im Moment auf einer Tagung – er ist laut Auskunft seiner Sekretärin erst am Montag wieder zu sprechen.
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© 2000 Christoph Käppeler