17. November 2000
Krankenhäuser zu betreiben, wird immer schwieriger. Die Kosten im Gesundheitswesen explodieren, meist vergeblich versucht die Politik, Kosten einzudämmen. Wenn Kliniken Städten oder Kreisen gehören und sie Finanzprobleme bekommen, dann kommen mehr und mehr Stadtoberhäupter und Landräte auf die Idee, sie zu privatisieren. Privatkliniken sind flexibler, Personal kann schneller gefeuert, Entscheidungen schneller getroffen werden. Gestern gab es dazu ein Forum der privaten HELIOS-Krankenhauskette in Fulda, die 19 Krankenhäuser in ganz Deutschland betreibt. Christoph Käppeler berichtet:
Bericht von Christoph Käppeler im hr4-Osthessen-Journal am 17. November 2000
Bericht als mp3-Datei
Kürzlich hatte die HELIOS-Gruppe angedeutet, daß sie gerne das Städtische Klinikum Fulda kaufen würde. Fuldas Stadtobere bestritten aber,Verkaufsabsichten zu hegen. Trotzdem: Das „HELIOS-Forum“ stieß auf große Resonanz: Landräte und Oberbürgermeister aus dem Umkreis von 250 Kilometern war zahlreicher erschienen, als die Veranstalter das erwartet hatten. Die Kliniken werden vielen Kommunen einfach zu teuer. Die Krankenkassen sparen; und ab 2003 wird es in allen Krankenhäusern Fallpauschalen geben, so Helios-Geschäftsführer Bert Uwe Drechsel :
(„Eine Blinddarmoperation...in die Krankenhäuser“)
Weil aber die Kreise oder Städte nur eines, zwei oder drei Krankenhäuser haben, wachsen sie immer mehr von ihnen über den Kopf, so Drechsel:
(„Krankenhäuser sind mehr denn je...Kostendruck“)
Deshalb versuchen auch immer mehr regionale Krankenhäuser zusammenzuarbeiten. Auch in Fulda wird derzeit geprüft, wie das Klinikum Fulda, das Herz-Jesu-Krankenhaus in Fulda und das Sankt-Elisabeth-Krankenhaus in Hünfeld besser zusammenarbeiten können. Vielleicht könnten sie dann eine kleine „Kette“ bilden. Solche „regionalen Verbünde“ können allerdings nicht mit so großen Ketten wie HELIOS oder „Rhön-Klinikum“ mithalten, meint Bert Uwe Drechsel. Außerdem hätten der regionale Verbund dann ein Monopol und könnte „faul und bequem“ werden, meint er. Privatisierung würde auch nicht dazu führen, daß Personal entlassen würde – im Gegenteil, sagt Bert Uwe Drechsel, die Praxis habe bewiesen,
(„daß ersten nicht mit den Mitabeitern...zunehmen“)
Welche Landräte oder Oberbürgermeister sich gestern bei HELIOS über Privatisierung informiert haben, wollte HELIOS nicht verraten. Aber daß auch osthessische Krankenhausträger dort waren, läßt sich aus seinen Aussagen herauslesen. Die Hälfte der derzeit 2000 Akutkrankenhäuser könnte in den nächsten 15 Jahren privatisiert werden, schätzt Bert Uwe Drechsel. Zur Zeit sind es 10 Prozent. 600 Kliniken seien von Schließung bedroht.
Die HELIOS-Gruppe hat mit ihrer Zentrale in Fulda 40 Arbeitsplätze geschaffen. Zu schnell aber wolle man nicht weiterwachsen, so Drechsel – zu den derzeit 915 Millionen Mark Jahresumsatz könnten rund 150 Millionen pro Jahr dazukommen – so daß sich in sechs Jahren die Zahl der HELIOS-Akutkrankenhäuser auf etwa 40 bundesweit verdoppeln könnte.
Siehe (bzw. höre...) auch:
19. September 2000. Keine Privatisierung, aber...Fuldaer Stadtverordnete diskutierten gestern abend über das Fuldaer Klinikum.
zurück zur Homepage
© 2000 Christoph Käppeler
|