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Mit ihrer gesamten Ministerriege erschien Hessens CDU zum Empfang im Fuldaer Stadtschloß, um Alfred Dregger zum 80. Geburtstag zu gratulieren. Schließlich hatte er, nachdem er 1967 zum Landesvorsitzenden gewählt worden war, die CDU von 26 Prozent innerhalb weniger Jahre zu 47 Prozent der Wählerstimmen geführt. Ministerpräsident Roland Koch:
(„Diesen Weg, daß..bei ihm bedanke!“ Beifall“)
Alfred Dregger machte aus der CDU die stärkste Partei im sogenannten „roten“ Hessen. Die Demoskopen sahen ihn 1982 schon als neuen Ministerpräsidenten – da kam ihm der nötige Koalitionspartner FDP durch die Fünfprozenthürde abhanden – sein Traum, erster CDU-Landesvater zu werden, zerstob. Aber, so Roland Koch heute: ohne seine Vorarbeit hätte es weder einen CDU-Ministerpräsidenten Walter Wallmann noch Roland Koch gegeben.
Alfred Dregger wurde stattdessen 1982 CDU/CSU-Fraktionschef in Bonn. Als Nachfolger Helmut Kohls war er nicht unumstritten – 1991 aber mußte er Wolfgang Schäuble weichen. Von Kohl und Schäuble überbrachte der heutige Fraktionsvorsitzende Friedrich Merz, selbst zum rechten Flügel der Union gerechnet, Grüsse nach Fulda.
(„Es geht ihnen und ging Ihnen,...konkurrenzlos in Deutschland“)
Einen „Patrioten“ nennen enge Freunde ihn. Gegner dagegen sehen in Alfred Dregger einen Nationalkonservativen – Ralph Giordano zählt ihn zu den glühendsten Apologeten der Wehrmacht. Tatsächlich verteidigte er die Wehrmacht gegen seiner Meinung nach pauschale Verurteilung– bat um Gnade für den SS-Mann Erich Priebke und nahm den ehemaligen Vertriebenenminister Theodor Oberländer gegen Nazi-Vorwürfe in Schutz. Vor drei Jahren sagte Alfred Dregger, als er versuchte, noch einmal für den Bundestag zu kandidieren:
(“da habe ich wirklich eine Mission zu erfüllen....“)
Die CDU in Fulda stellte ihn nicht mehr auf. Den dann 78jährigen wollte sie nicht mehr im Bundestag haben. Alfred Dregger hielt heute selbst keine Rede mehr – er ist mit 80 Jahren gesundheitlich angeschlagen, trug er sich aber ins goldene Buch der Stadt Fulda ein, in der er 14 Jahre lang Oberbürgermeister gewesen war und das für den Münsteraner Katholiken tatsächliche, politische und geistige Heimat geworden ist.
In der “tageszeitung” vom 18.5.1998 schrieb Ralph Giordano in einem Gastkommentar zum Tod des früheren FDP- und späteren CDU-Politikers Erich Mende:
“Fiel doch kein Wort, keine Silbe in den Bonner Trauerreden darüber, daß es (außer vielleicht seinem Pendant von der Stahlhelmfraktion, Alfred Dregger), keinen glühenderen Apologeten der Wehrmacht gab als Erich Mende”.(zurück)
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© 2000 Christoph Käppeler