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Verletzter Kollege des ermordeten Autobahnpolizisten sagte aus

Zweiter Prozeßtag um den Mord an einem Polizisten bei einer Radarkontrolle.. Ein 46 Jahre alter Busfahrer aus Halle (Saale) ist angeklagt, am 18. Januar 2000 einen 41 Jahre alten Polizeibeamten in der Nähe von Kirchheim im Kreis Hersfeld-Rotenburg erschossen zu haben. Sein Kollege wurde dabei verletzt. Grund für den Angeklagten, zu schiessen: Er glaubte, bei der Radarkontrolle geblitzt worden zu sein und hatte Angst, seinen Führerschein zu verlieren. Er hatte am ersten Verhandlungstag zu den Vorwürfen geschwiegen. Deshalb wurde die Verhandlung nach wenigen Minuten wieder beendet. Heute wurden  unter anderem der damals verletzte Kollege (er ist mittlerweile wieder im Dienst) und die Witwe des Getöteten im Zeugenstand befragt.

ARD-Sammelangebot von Christoph Käppeler am 22. August 2000

Der 46 Jahre alte Kollege des Getöteten war heute im Zeugenstand - er ist ja auch Nebenkläger, denn er wurde damals durch den gleichen Schuß verletzt.

Er schilderte, wie er damals den schrecklichen Vorfall am 18. Januar erlebt hatte. Er und sein Kollege, 41 Jahre alt, hatten an diesem Tag die Spätschicht bei der Radarmessung.

Zunächst waren beide mit ihrem Auto unterwegs und suchten eine geeignete Stelle zum Messen - es regnete nämlich zu dieser Zeit. Und bei Regen waren keine Messungen möglich.

Schließlich hörte der Regen auf, und sie beschlossen, zwischen Bad Hersfeld und Kirchheim auf der A 4 ihre Radaranlage aufzubauen. Dort, am Asbachtunnel, ist nämlch ein gefährlicher Unfallschwerpunkt, Tempolimit 100. Gegen 16 Uhr 15 waren sie fertig - ein Testfilm war durchgelaufen, und sie begannen, die Raser zu blitzen. Im Dunkeln, berichtete der Zeuge,  fühlten sie sich zunehmend unsicherer: Die Autofahrer seien in den letzten Jahren immer aggressiver geworden. Sie würden hupen, wenn sie radarmessende Polizisten sehen , mit der Faust drohen, den Stinkefinger zeigen, sogar anhalten und die Beamten beschimpfen.

Sein Kollege saß auf dem Fahrersitz - von dort aus betrachteten sie in den Rückspiegeln den Verkehr. Nach etwa einer Stunde klopfte es am Fenster der Fahrertür, und der später getötete ließ die Scheibe ein wenig runter. Dort draußen habe der Angeklagte gestanden, berichtete der Zeuge. “Sie müssen mir helfen!” habe er gesagt. Er habe eine Panne. Es war kein Auto zu sehen, also fragten sie ihn, wo das Auto sei? “Jaja, da vorne”, habe er gesagt, ziemlich fahrig. Der Kollege habe gefragt, ob man den ADAC rufen solle und er beugte sich vor, um den Funkhörer zu nehmen. Plötzlich habe er von links eine heftige Bewegung bemerkt. “Ja, was macht denn der?!”, rief der Kollege noch, schrie laut “Ah”, dieser Laut erstarb aber ziemlich schnell. Der Zeuge selbst spürte durch den Schuß einen Schlag am Arm, ließ sich sofort aus dem Auto herausfallen und die Böschung herunterrollen. Er hatte nur einen Streifschuß abbekommen. Vorsichtig schlich er sich wieder an das Fahrzeug heran, mit der Waffe in der Hand und sah seinen Kollegen auf dem Sitz liegen. An dessen Halsschlagader spürte er keinen Puls mehr.

Schließlich beugte er sich über den toten Kollegen und rief über Funk Hilfe herbei. Die Kollegen waren in zwei Minuten da und brachten ihn ins Krankenhaus.

Der Durchschuss am rechten Unterarm ist mittlerweile nach zwei Operationen gut verheilt.

Der Angeklagte saß dabei nur auf seiner Bank und schaute relativ gelangweilt drein. Große Gefühle waren ihm nicht anzusehen.

Sein Vertrauen in die Umwelt sei schlagartig gesunken, schilderte der verletzte Polizeibeamte. Zuerst habe er sich bei ganz kleine Bagatellen zu Tode erschreckt, wenn eine Tür zufiel. Wenn jemand an seinen Auto geklopft habe, habe er meist sofort die Waffe in die Hand genommen. Denn öfter kommen drei, vier Autofahrer an sein Radarauto, um sich zu beschweren oder zu fragen, wie schnell sie waren, als sie geblitzt wurden.

Ein Kollege ,der vor drei Jahren in Pension ging - wenn er mit dem auf Radarmessung war, drängte dieser immer, wenn es dunkel wurde, aufzuhören - er hatte schlichtweg Angst im Polizeiauto. Eine Angst, die, wie der Autobahnmord von Bad Hersfeld zeigt, nicht unberechtigt war.

Die Witwe des Getöteten wirkte heute sehr gefaßt. Sie versuche, alle zu verarbeiten - denn ihr 18jähriger Sohn und ihre 13jährige Tochter litten sehr unter dem Tod des Vaters. Der Sohn habe erst nicht mehr in die Schule gehen wollen, mittlerweile mache er aber eine Lehre. Die Tochter starre oft tagelang nur vor sich hin.

 

Siehe auch Kommentar vom 3. Februar 2000: Rasen statt Regeln und Radarfallen - Polizisten im Fadenkreuz empörter Schnellfahrer. Nach dem Mord an Autobahnpolizisten in Bad Hersfeld - ein Appell gegen "Freie Fahrt für Freie Bürger".

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© 2000 Christoph Käppeler
 

 

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